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Fachkräftemangel in der Pflege: Private Initiative bietet Lösung

Appenzeller Zeitung, 24.1.2023, Karin Erni

Insbesondere im Altersbereich sind Pflegende mit einer höherenFachausbildung gesucht. Bild: Ralph Ribi

Umsetzung der Pflegeinitiative dauert zu lange: Stiftungsgelder sollen für Nachwuchs in der Alterspflege sorgen

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, habenAltersinstitutionen aus dem Appenzellerland eine eigeneAusbildungsinitiative ergriffen.

Die vergangenen Pandemiejahre haben der Schweizer Bevölkerung drastisch aufgezeigt, wie wichtig der Pflegeberuf und wie nötig daher die Rekrutierung von Nachwuchs ist. Diese Erkenntnis dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass die Pflegeinitiative am 28. November 2021 mit einer klaren Mehrheit angenommen wurde. Das Volksbegehren sieht unter anderem vor, dass Bund und Kantone Ausbildungswillige im Pflegeberuf finanziell unterstützen.

Ursina Girsberger, GeschäftsleiterinBetreuungszentrum Heiden. Bild: Lisa Jenny
Ursina Girsberger

«Bis diese Massnahmen aber umgesetzt sind, dauert es mindestens noch bis 2024», sagt Ursina Girsberger. Gemäss der Geschäftsleiterin des Betreuungszentrums Heiden seien insbesondere Altersinstitutionen im Langzeitpflegebereich auf zusätzliche Fachkräfte aus dem tertiären Bereich angewiesen. «Die Erfahrung zeigt, dass die Rekrutierung von Studierenden Pflege HF eine grosse Herausforderung ist und diese nicht selten aufgrund des Ausbildungslohnes scheitert.»

Beiträge an Lebenshaltungskosten

Verschiedene Altersinstitutionen aus dem Appenzellerland sind seit längerem daran, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dafür haben sie den Ausbildungsverbund Pflege AR/AI gegründet, dessen Präsidentin Ursina Girsberger ist. Der Verbund habe für die Übergangszeit bis zur Umsetzung der Pflegeinitiative ein Konzept zur Ausbildungsförderung der Pflege HF erarbeitet und einen Fonds zur Ausbildungsförderung geäufnet, so Girsberger. «Dank namhaften Beiträgen von Stiftungen kann neu Studierenden ab März eine monatliche Pauschale in Ergänzung zum Ausbildungslohn gewährt werden.»

Die Leistungsempfängerinnen und -empfänger müssen folgende Kriterien erfüllen: Sie haben familiäre Verpflichtungen bzw. Unterhaltsverpflichtungen, können ihre Lebenshaltungskosten mit ihrem Ausbildungslohn nicht decken, absolvieren die Ausbildung in einer Institution des Ausbildungsverbunds Pflege AR/AI und sie er halten keine Stipendien. «Je nach Lebenssituation können Studierende nun mit monatlichen Zuschüssen bis zu 1500 Franken rechnen», erklärt die Präsidentin.

Ausbildungsverbund ist offen

Folgende acht Institutionen aus dem Appenzellerland haben sich dem Ausbildungsverbund angeschlossen: Stiftung Altersbetreuung Herisau, Heime Teufen, Haus Vorderdorf Trogen, Betreuungszentrum Heiden, Alters-und Pflegeheim Quisisana Heiden, Pflege Reute, Kantonales Gesundheitszentrum Appenzell und die Stiftung Alterszentrum Gontenbad. Dieser Verbund bestehe schon seit 2016, sagt Ursina Girsberger. «Vor eineinhalb Jahren hat unsere Zusammenarbeit neuen Schwung erhalten.» Der Verbund sei auch für andere Institutionen aus dem Appenzellerland offen. Mit einigen davon sei man im Gespräch.

«Erste Erfolge der Massnahme sind bereits zu verzeichnen», sagt Ursina Girsberger. «Wir haben im Ausbildungsverbund per März 2023 insgesamt 19 Studierende. Das ist ein sehr hohes Niveau.» Die Heimleiterin räumt ein, dass diese nach abgeschlossener Ausbildung in den Akutbereich abwandern könnten. «Wir leisten einen Beitrag gegen den generellen Fachkräftemangel in der Pflege. Zudem besteht die Hoffnung, dass die Pflegekräfte nach einigen Berufsjahren in der Psychiatrie oder im Spital wieder in die Langzeitpflege zurückkommen.»

Mehr Informationen zum Ausbildungsverbund Pflege AR/AI, dem Konzept Ausbildungsförderung und den unterstützenden Stiftungen sind auf der Website www.ausbildungsverbund-pflege.ch zu finden..

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